Deutscher Verzinkerpreis 2013 verliehen - Ressourceneffiziente Lösungen von herausragender gestalterischer Qualität (Langversion)

Seit einem Vierteljahrhundert verleiht der Industrieverband Feuerverzinken den Deutschen Verzinkerpreis für Architektur und Metallgestaltung. Der langen Tradition folgend wurden auch bei der diesjährigen 13. Preisvergabe wieder herausragend gelöste Bauaufgaben in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Mit rund 60 überwiegend hochwertigen Einreichungen fand der Preis in der Fachwelt erneut eine große Resonanz und knüpfte nahtlos an die Vorjahre an.

Eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz von Prof. Manfred Hegger vergab 10.000 Euro Preisgeld und wählte einstimmig einen ersten, zweiten und dritten Preisträger sowie zwei Anerkennungen und eine Belobigung. Der Jury gehörten an:

- Gerd Deimel, Dipl.-Verw., Hauptgeschäftsführer Industrieverband Feuerverzinken e. V., Düsseldorf
- Stefan Elgaß, Herausgeber und Chefredakteur „Metallmarkt.net“, Geretsried
- Holger Glinde, Chefredakteur „Feuerverzinken“, Düsseldorf
- Dirk Godau, Reiser & Partner Architekten BDA, Bochum
- Michael Gradinger, Gradinger & Gradinger GBR, Mainz
- Prof. Dipl.-Ing. Manfred Hegger, Hegger – Hegger – Schleiff Planer + Architekten AG,
Präsident Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), Stuttgart
- Prof. Dr.-Ing. Rainer Hempel, Fakultät für Architektur der Fachhochschule Köln, Köln
- Prof. Hartwig Schneider, Hartwig Schneider Architekten, Stuttgart
- Tim Westphal, Redaktion „Detail“, München

Die Einreichungen und vor allem die prämierten Objekte zeigen das breite Anwendungsspektrum von feuerverzinktem Stahl und die große Bedeutung des Feuerverzinkens unter dem immer wichtiger werdenden Postulat der Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit.

1. Preis
Objekt: Fußgängerbrücke über die Adler in Königgrätz
Preisträger: baum & baros Architekten, Roetgen und Aachen
Preisgeld: 4000 EURO

Die Jury: Dem Architekten Mirko Baum ist mit dem Entwurf für diese Fußgängerbrücke ein Brückenschlag zwischen der historischen Altstadt und dem Universitäts Campus von Königgrätz in beeindruckender Weise gelungen. Die materialoptimierte Lösung als unterspannter Träger, der gleichzeitig auch wesentliche Elemente eines Polonceau-Trägers besitzt, fügt sich sehr harmonisch in die mit Bäumen gesäumten Uferzonen ein. Die typische Polonceau-Geometrie besteht aus Dreiecken, bei denen sich die Querschnitte der zug- und druckbeanspruchten Stäbe deutlich unterscheiden. Die hier gewählte konstruktive Ausformulierung stellt in Bezug auf die Proportionen bei einer Spannweite von über 70 Metern ein harmonisches Ganzes dar. Die vollständig feuerverzinkte Oberfläche verstärkt diese Wirkung noch. Die Konstruktion besteht aus drei im Abstand von ca. 2,25 m nebeneinander angeordneten Fachwerkträgern, deren horizontale Steifigkeit durch Verbände aus sich kreuzenden Diagonalen erreicht wird. Der Gehbelag besteht aus engmaschigen Gitterrostelementen, deren Unterkonstruktion auch die Beleuchtung aufnimmt.
Alle Anschlüsse sind geschraubt. Durch die Vorfertigung aller Konstruktionsglieder sowie die Wahl ihrer Abmessungen wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass der Korrosionsschutz durch Feuerverzinken optimal gewährleistet wird. Auf eine Beschichtung der feuerverzinkten Oberflächen wurde bewusst verzichtet. Dadurch wird mit der Zeit die natürliche Patina das Spiel zwischen glänzend und matt sowie hell und dunkel anregend beeinflussen. Ein rundum würdiger erster Preisträger.

2. Preis
Objekt: Busbahnhof Haldensleben
Preisträger: Schulitz + Partner Architekten BDA und Ingenieure, Braunschweig
Preisgeld: 2500 EURO

Die Jury: Der neue Busbahnhof der Stadt Haldensleben ordnet den bislang diffusen Raum vor dem Bahnhof und gibt ihm über seine primäre Verkehrsfunktion hinaus Bedeutung als öffentlicher Treffpunkt. Diese wird durch die prägnante Gestalt als fast industriell wirkender Ring gesteigert. Die Konstruktion ist extrem leicht und wirtschaftlich. Feuerverzinkter Stahl als vorherrschendes Material sorgte für niedrige Kosten und wird eine lange Lebensdauer gewährleisten. Durch die Fischbauchträger des Dachrings entsteht ein Körper, der bei Tag geschlossen wirkt und sich bei Nacht durch die innenliegenden Lichtquellen und Streckmetallgitter scheinbar auflöst. Die komplette Konstruktion wurde vorgefertigt und auf der Baustelle nur noch verschraubt. Hervorzuheben ist auch die gelungene Platzmöblierung mit vielfältigen Sitzmöglichkeiten, Windschutz und Vegetation.

3. Preis
Objekt: Technisches Betriebszentrum der Landeshauptstadt München
Preisträger: Auer +Weber & Assoziierte, München
Preisgeld: 1500 EURO

Die Jury: Das neue Betriebszentrum der Landeshauptstadt München fasst unterschiedlichste Nutzungen der ehemaligen Bauhöfe des Tiefbaureferates in einer gemeinsamen Infrastruktureinrichtung zusammen. Die schlüssig, nach rationalen Kriterien entwickelte Gebäudestruktur beinhaltet Werkstätten, Lagerflächen, Büros, eine Cafeteria sowie zahlreiche Stellplätze für Dienst- und Mitarbeiterfahrzeuge. Die städtebaulich wohltuende Zusammenfassung der heterogenen Funktionen in einer kompakten, klaren Bauform wird durch eine kompromisslos umlaufende, netzartige äußere Fassadenbekleidung aus feuerverzinktem Streckmetall unterstützt. Geschickt werden dabei auch verschiedenste additive Elemente wie Fluchtbalkone, Außentreppen und Rampen in das Bauvolumen integriert. Mit der sorgfältig konstruierten Außenhaut aus silbrig schimmernden, filigranen Streckmetallelementen werden die vielfältigen und differenzierten Fügungen zwischen Innen und Außen zusammengefasst und der Eindruck eines homogenen, kraftvoll plastisch gegliederten Baukörpers erzeugt. In ihrer Großflächigkeit ist die prägnante Fassade des Betriebszentrums ein beeindruckendes und gelungenes Beispiel für den Einsatz und die Gestaltungsmöglichkeiten feuerverzinkter Bauteile.

Anerkennung
Objekt: Justizvollzugsanstalt (JVA) Düppel, Berlin
Preisträger: MGF Architekten GmbH, Stuttgart
Preisgeld: 1000 EURO

Die Jury: MGF Architekten realisierten mit dem Gebäude für den offenen Strafvollzug der JVA Düppel die Idee des „Gefängnis im Grünen“. Eingebettet mitten in Berlin-Zehlendorf und an einer von altem Baumbestand gesäumten Allee wird Resozialisierung mehr als nur Worthülse.
Prägendes Element in der stringenten Fassade sind die hochformatigen Fenster- und Türöffnungen aus feuerverzinktem Stahl mit einer zusätzlichen Beschichtung. Im geschlossenen Zustand sind sie flächenbündig zur Ziegelfassade. Im geöffneten Zustand besitzen die zu Drehelementen modifizierten Gitterstäbe – als eine Notwendigkeit der Funktion als JVA - eine gestalterische Qualität, die den Freigänger fast vergessen lässt, wo er sich befindet.

Anerkennung
Objekt: Schaustelle - Raum für Experimente, München
Preisträger: J. Mayer H. Architekten, Berlin
Preisgeld: 1000 EURO

Die Jury: Die Münchner Pinakothek der Moderne ist in 2013 wegen Sanierungsarbeiten zeitweise geschlossen. Die multifunktionale temporäre Kunstplattform „Schaustelle“ übernahm vorübergehend Teile des Museumsbetriebs und generierte als zartes Raumgefüge eindrucksvolle Innen- und Außenräume mit einfachsten konstruktiven Mitteln. Durch die Verwendung von modularen, feuerverzinkten Bauelementen wurde mit dem Blick auf den Wiedergebrauch ein Beitrag zur Nachhaltigkeitsdiskussion geleistet.

Belobigung
Objekt: Zaun Friedhof Bad Berka
Preisträger: Metallbau und Kunstschmiede Andreas Schwarz, Hetschburg

Die Jury: Herr Schwarz hat durch seinen bedachten und sorgfältigen Umgang mit sensiblem historischen Material einen wertvollen Beitrag geleistet. Mit Fingerspitzengefühl und handwerklicher Perfektion hat er Bestand und Nachfertigung zusammengefügt und durch eine Feuerverzinkung geschützt.

 

Backgrounder
Der Industrieverband Feuerverzinken e.V. und seine Serviceorganisation, das Institut Feuerverzinken GmbH, vertreten die deutsche Stückverzinkungsindustrie. Im Jahr 2012 wurden in Deutschland ca. 2,0 Mio. Tonnen Stahl stückverzinkt. Wichtige Anwendungsbereiche des Korrosionsschutzes durch Feuerverzinken sind u. a. Architektur und Bauwesen sowie die Verkehrstechnik und der Fahrzeugbau. Weitere Informationen zum Feuerverzinken unter: www.feuerverzinken.com.

 

 

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