Dabei bieten gerade hier moderne CAD-Entwurfstechniken in Verbindung mit computergesteuerten Stahlverarbeitungsmaschinen neue Möglichkeiten der Formensprache und die Loslösung vom rechten Winkel. File-to-factory heißt dies auf neudeutsch.
Zumeist ohne einen einzigen Zwischenschritt wird der Entwurf direkt vom „Bildschirm“ des Computers mit Hilfe einer 3D-Modellierungs-Software in eine CNC-Maschine transferiert, die dann aufgrund der Computervorgaben die Bauteile fertigt. Beispielsweise per Laser- oder Plasmaschneide-Technik werden aus Stahlblech dann individuelle Bauteile geschnitten, die im Anschluss zumeist klassisch handwerklich per Schweißung gefügt werden. Traditionelles Handwerk wird so um neuzeitliche Produktionstechniken ergänzt. Zwei Beispiele hierfür sind die Zaunanlage des Hamburger Parks „Planten un Blomen“ sowie die Balkonanlage eines sanierten Wohnhauses aus dem 19. Jahrhundert in der Münchener Reichenbachstraße.
Zaunanlage „Planten un Blomen“
Die skulpturale Zaunanlage „Planten un Blomen“ wurde von der Elancia AG hergestellt. Sie zeigt in verblüffender Weise, dass es möglich ist, eine funktionierende Einfriedung als Abschluss des Hamburger Parks zu schaffen und diesem ein völlig neues äußeres Erscheinungsbild zu geben. Der wellenartige Zaun besteht aus sechs verschiedenen Modulen mit jeweils unterschiedlicher Modellierung der Lamellen. Die gebogen, laser-geschnittenen Lamellen wurden aus Stahlblech der Güte S235 gefertigt, haben eine Höhe von zwei Metern und werden durch zwei Gurte stabilisiert. Eine Besonderheit des Wellenzaunes ist die pfostenlose Konstruktion. Der Zaun wird mit dem bauseitige Fundament mit Hilfe eines durchgehenden Bodenflacheisen verbunden. Als Korrosionsschutz für den Zaun wurde ein wurde Duplex-System ausgewählt. Das heißt er wurde gemäß DIN EN ISO 14713 und nach DIN EN ISO 1461 feuerverzinkt und anschließend gemäß DIN 55633 mit einer Pulverbeschichtung im Farbton DB 701 versehen. Hierdurch wird die Zaunanlage für viele Jahrzehnte gegen Korrosion geschützt.
Wohnhaus Reichenbachstrasse, München
Die zerstörte, ursprünglich spätklassizistische Fassade eines Wohnhauses in der Reichenbachstraße im Zentrum Münchens wurde von den Münchener Hild und K Architekten neuinterpretiert. Ein wesentliches Gestaltungselement sind hierbei wellenartige Formen. Dies betrifft die in Putz ausgeführte Struktur der Straßenfront des Hauses und die Hoffassade des Gebäudes. Organisch geformte, zueinander versetzte Balkonflächen erzeugen über die gesamte Gebäudebreite ein Wechselspiel aus Enge und Weite, Privatheit und Offenheit. Frei angeordnete Stahlstützen tragen über die gesamte Fassadenwand die weit ausschweifende Kragkonstruktion. Entlang dieser frei schwingenden Wellen formen die für das Geländer angesetzten Stahlschwerter erneut freie Formen, obgleich sie sich aus lediglich zehn wiederholenden Elementen zusammensetzen. Die Geländer verleihen den Balkonen skulpturale Züge. Sämtliche Elemente der Balkonanlage wurde gemäß DIN EN ISO 14713 und DIN EN ISO 1461 feuerverzinkt und anschließend mit Schmiedelack zweifach lackiert.
Fazit
Die Kombination von traditionellem Metallbau-Handwerk und modernen computergesteuerten Fertigungsverfahren ermöglicht eine neue Formensprache und vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten jenseits der „viereckigen Vernunft“. Durch den Einsatz einer Feuerverzinkung werden die filigranen Lamellen dauerhaft vor Korrosion geschützt.
Backgrounder
Der Industrieverband Feuerverzinken e.V. und seine Serviceorganisation, das Institut Feuerverzinken GmbH, vertreten die deutsche Stückverzinkungsindustrie. Im Jahr 2011 wurden in Deutschland ca. 2,0 Mio. Tonnen Stahl stückverzinkt. Wichtige Anwendungsbereiche des Korrosionsschutzes durch Feuerverzinken sind u. a. Architektur und Bauwesen sowie die Verkehrstechnik und der Fahrzeugbau. Weitere Informationen zum Feuerverzinken unter: www.feuerverzinken.com.